Warum manche Star-Regisseure Superhelden-Filme schlechtreden und wie das Ihrem Roman zugute kommt

Denis Villeneuve (Creative Commons Share Alike. Foto by Georges Bard)

Denis Villeneuve. Ein genialer Filmemacher. Aber auch ein begnadeter Erzähler?

Das Missverständnis

Aktuell reiht sich Filmemacher Denis Villeneuve in die Reihe der Star-Regisseure ein, die das Genre des Superhelden-Films bashen (während Sie Ihren eigenen neuen Film bewerben – ein Schelm, der Böses dabei denkt). Laut Villeneuve werden die Zuschauer dieser Filme ein »bisschen wie Zombies«.
Auf der anderen Seite finden sich die Fans, aber auch Regisseure eben besagter Superhelden-Filme, die die Filme vehement verteidigen.

Ja, die Sache betrifft auch Sie und Ihren Roman. Sie werden sehen.

Ein Argument der Verteidiger: Das Genre des Superhelden-Films gäbe es gar nicht. Wer schon einige Filme von Marvel, DC oder Sony gesehen hat, erkennt das Argument als stichhaltig: Da werden eine Reihe von Genres so gemischt, dass die Filme ihren ganz eigenen Mix ausleben. Denken Sie an das Charakterdrama »Joker« und an den Mission-Impossible-artigen Thriller »Captain America: The Winter Soldier«.
Andere argumentieren, auch das wohl offenkundig zurecht, die Kritiker hätten diese »Superhelden-Filme« gar nicht gesehen.

An der eigentlichen Sache führt das alles vorbei.

Denn Villeneuve oder Martin Scorsese haben schlicht eine andere Vorstellung davon, was einen guten Film ausmacht. So ist das cinematographische Genie von Denis Villeneuve in Filmen wie »Blade Runner 2024« oder »Enemy« zwar deutlich zu erkennen. Erzählerisch sind diese und einige andere seiner Filme jedoch eher schwach auf der Brust, Unlogik und fehlende Dramatik nur zwei seiner Sünden. So mögen selbst die besseren Superheldenfilme (also in den letzten Jahren meist die aus dem Hause Marvel) cinematographisch und künstlerisch nicht Villeneuves (sehr anspruchsvoller) Vorstellung eines guten Films entsprechen. Erzählerisch und was das emotionale Erlebnis betrifft sind sie seinen eigenen Werken aber häufig weit überlegen.
Am Ende läuft es darauf hinaus, was einem in einem Film wichtiger ist. Die Charaktere? Die Optik? Der künstlerische Mehrwert der Bilder? Die Tiefe der Handlung? Der Unterhaltungswert? Das Drama? Die Spannung? Die emotionale Achterbahnfahrt des Publikums? Andere Aspekte?
Und genau das sind die Fragen, die Sie sich auch selbst stellen sollten, wenn Sie Ihren Roman schreiben. Was steht für Sie im Mittelpunkt? Eine spannende Geschichte zu erzählen? Sich in schöner Sprache zu ergehen? Tiefe Charaktere zu zeichnen? Ein moralisches Statement abzuliefern? Die Welt zu beschreiben, wie sie ist? Wie sie sein könnte? Wie sie sein sollte? Mit Ihrer Geschichte Ordnung zu schaffen und den Lesern Katharsis zu schenken? Oder das wilde Chaos des Lebens abzubilden mit seinen Schrecken und seiner Schönheit?

Was sind Ihre Kriterien für einen guten Roman?

Sich darüber Gedanken zu machen, hilft Ihnen nicht nur beim Schreiben eines besseren Romans. Sondern beim Schreiben des Romans, den Sie tatsächlich schreiben wollen. Es hilft Ihnen auch dabei, besser mit Kritik fertig zu werden. Denn was genau kritisieren die Kritiker an Ihrem Roman? Wenn Ihnen die Sprache nur ein drittrangiges Mittel zum Zweck einer suspensevollen Story ist, pfeifen Sie auf die Kritiker, die an Ihrer Sprache herummäkeln. Wenn der Wohlklang der Worte und die politische Aussage Ihres Textes für Sie im Zentrum steht, ignorieren Sie die, die das Drama vermissen.
Es ist Ihr Roman. Daher können nur Sie wissen, was darin im Zentrum stehen soll. Das heißt aber auch: Sie sollten es wissen. Nur dann werden Sie am Ende glücklich mit dem Ergebnis sein.


Meine Ratgeber zielen nicht in erster Linie auf die Verschönerung der Sprache oder auf literarische Tiefe. Sondern darauf, wie Sie Ihren Roman erzählerisch so gut machen, wie Sie das hinbekommen. Und wie Sie Ihre Leser unterhalten und Ihnen ein intensives emotionales Erlebnis verschaffen. Tatsächlich werden im Idealfall dabei auch Sprache und literarische Tiefe positiv beeinflusst und beeinflussen wiederum das Erzählerische positiv.