Wie Sie mit Konflikten Ihre Figuren zu etwas Besonderem machen

Mit Konflikten sorgen Sie nicht nur für Veränderungen von und in den Figuren. Bevor es überhaupt zu Veränderungen oder Lernprozessen kommt, machen Sie mit den richtigen Konflikten, den inneren wie den äußeren, Ihre Figuren zu etwas Besonderem, etwas Einmaligem, etwas Außergewöhnlichem.
Die Konflikte Ihrer Protagonisten und Antagonisten ergeben den Roman – der denkbar fundamentalste Zusammenhang. Doch auch für jede andere Figur in Ihrem Roman sind die Konflikte, in die sie eingebunden ist, essenziell. Mehr noch: Es sind insbesondere die Konflikte, die eine Figur, die jede Figur mit dem zentralen Konflikt und damit mit den Hauptfiguren verbinden.
Figuren werden für die Leser durch ihre Konflikte erst kenntlich: In welche Konflikte geraten sie überhaupt? Wie gehen sie damit um? Welche Konsequenzen ziehen sie? Wie versuchen sie, die Konflikte zu lösen?
Die Handlungen Ihrer Figuren werden vor allem von Konflikten bestimmt sein: Der zentrale Konflikt des Romans setzt die Hauptfiguren in Gang, treibt sie an, treibt sie weiter, die kleineren Konflikte als Ableger des zentralen Konflikts tun das Gleiche für die Nebenfiguren.

Es sind jedoch weniger die Konflikte an sich, die eine Figur charakterisieren, sondern ihr Umgang damit.

Es sind jedoch weniger die Konflikte an sich, die eine Figur charakterisieren, sondern ihr Umgang damit.

Beispiel: Der neunjährige Tim sieht auf der Straße, wie ein Mitschüler von anderen gehänselt und verprügelt wird.
Was geht in Tim vor, als er das sieht?
Geschieht dem Idioten recht? Der Arme, aber ich halte mich besser da raus? Ich sollte ihm helfen, aber ich bin zu schwach? Ich muss ihm irgendwie helfen, aber ich traue mich nicht? Ich weiß nicht wie? Also gut, ich helfe dem Trottel, aber dann steht er in meiner Schuld? Also gut, ich helfe dem armen Kerl, ich wäre ja auch froh, wenn man mir an seiner Stelle helfen würde?

Jede Antwort erschafft für die Leser eine andere Version Tims.

Seine Gedanken, seine inneren Konflikte, sind dabei das eine. Das andere ist das, was er tatsächlich tut. Macht er aus dem Konflikt der anderen einen eigenen? Kommt er trotz seines inneren Konflikts zu einer Handlung? Oder gerade deswegen?
Oder greift er gerade nicht ein, geht weiter – und wird danach von inneren Konflikten geplagt, die ihn wiederum zu einer anderen Handlung antreiben?
Er könnte das Opfer im Krankenhaus besuchen. Er könnte dem Anführer der Schläger auflauern und ihn seinerseits zusammenschlagen. Er könnte ihm sein Fahrrad klauen und es einen Abhang hinunterwerfen.
Endlose Möglichkeiten und jede sorgt im Leser für ein anderes Bild von Tim.
Die Leser lernen Tim vor allem über seinen Umgang mit Konflikten kennen – die in Handlung umgesetzten ebenso wie die nur in Gedanken gewälzten. Nicht über Tims Haarfarbe. Nicht über Tims Vorliebe für World of Warcraft.

Konflikte liefern die meisten Informationen über die Figuren Ihres Romans

Machen Sie sich bewusst: Im realen Leben erhalten Menschen eine unermessliche Fülle von Informationen über andere, ohne überhaupt danach zu suchen (allein Tausende von Eindrücken bei der ersten Begegnung von etlichen Äußerlichkeiten von der Haarfarbe bis zur Marke der Schuhe über andere Sinneseindrücke wie Stimme oder Geruch bis hin zu Sympathie und dem Inhalt und dem Subtext des Gesagten).

In einem Roman bekommen sie zunächst nur die Informationen, die Sie ihnen geben, einen winzigen Bruchteil nur verglichen mit denen aus dem Leben. Und ein großer Teil dieser Informationen sollte sich auf Konflikte beziehen – denn diese liefern sehr viele Informationen über das wahre Wesen einer Figur in kompakter Form.

Das heißt auch: Die meisten Informationen über den Protagonisten und den Antagonisten erhalten die Leser durch den zentralen Konflikt zwischen den beiden.

Würden Sie hingegen das Äußere Tims auf zehn Seiten detailliert darstellen, wüssten die Leser weniger über ihn als Menschen, als Persönlichkeit, als wenn Sie ihnen nur gezeigt hätten, ob er dem Prügelopfer hilft oder weitergeht.
Konflikte – und das ist ein weiterer guter Grund, sie zu lieben – Konflikte nehmen Ihnen sehr viel Arbeit ab, auch und gerade beim Erschaffen Ihrer Figuren.

 

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