KI: Die Chance für Autoren

… und warum Sie sie nutzen sollten

Kennen Sie den? Treffen sich zwei Autoren und reden nicht über KI.
Stimmt. Unglaubwürdig.

Was folgt, ist kein Untergangsszenario. Sondern mein Scherflein Hoffnung und einige Anregungen für den Umgang mit dem, was auf uns Autoren in den nächsten Jahren zweifellos zukommen wird. Spoiler: Die Schlechten ins K(I)röpfchen, die Guten ins (Leser-)Töpfchen).

Mir kommt es vor, als beherrsche die künstliche Intelligenz schon jetzt unsere Wahrnehmung, noch bevor sie unseren Alltag komplett übernommen hat. Artikel, die man heute über den Stand der Technik liest, waren gestern schon veraltet. Wir alle nutzen KI, mehr oder weniger bewusst, mehr oder weniger für unser Schreiben. Ich nutze sie als Recherche-Hilfsmittel, als Korrektor und als kreativen Prompt für meine eigene Kreativität. Und ertappe mich immer häufiger bei dem Gedanken, mir doch mal ein paar Zeilen »auszuleihen«. Es ist schließlich kein geistiger Diebstahl, wenn kein Geist dahintersteckt, oder?
Mal abgesehen vom »Geist in der Maschine«. (»– Der Begriff »Ghost in the Machine« wurde vom britischen Philosophen Gilbert Ryle im Jahr 1949 geprägt. Er verwendete diesen Ausdruck, um den Geist als etwas zu bezeichnen, das vom Körper getrennt betrachtet wird. –«) Der Text in Klammern stammt von Bings Copilot-KI.
Ich weiß nicht, ob ich es schade oder gut finden soll, dass ich in dieser Zeit kein junger Rechtsanwalt bin. Gesetzen samt Rechtsprechung steht zweifellos eine Revolution bevor.
Und dem Schreiben. Mann, dem Schreiben!

Bis vor kurzem konnten wir uns noch hinter dem kindlichen »Wenn ich die Augen zumache, sieht das Monster mich nicht« verstecken. Viele von Ihnen tun vermutlich, was die meisten tun: erst mal ignorieren und aufs Beste hoffen.
Keine gute Idee. Denn wir alle befinden uns mit unseren Texten und Büchern in einem dynamischen und immer brutaleren Wettbewerb. Amazon wurde schon vor einem Jahr mit von KI geschriebenen Büchern überschwemmt. Seither hat sich die KI deutlich weiterentwickelt. Googles neue KI Gemini, am 6. Dezember 2023 vorgestellt, übertrifft Chat-GPT knapp, aber in nahezu sämtlichen Belangen – und auch menschliche Experten in bisher als Menschendomäne erachteten Spezialgebieten.
Ob wir es wollen oder nicht: Bücher, auch Romane, werden in den nächsten Jahren (nicht Jahrzehnten) von KIs geschrieben werden. Wir Autoren, die im Prozess der Buchproduktion schon lange kaum mehr als eine Zuträgerrolle spielen, werden noch unwichtiger. Zumindest aus der Sicht mancher/vieler/der meisten(?) der mittleren und großen Verlage. De facto läuft da nichts ohne uns, aber es schreiben nun mal sehr viel mehr Menschen, als der Markt verkraften kann.

Meine hoffnungsvolle und vielleicht zu naive Hoffnung: Die schlechten Allerweltsromane nach Schema F werden als Erstes von KI geschrieben werden (Schema KI). Romanheftchen und Genres für das flüchtige Lesen auf dem Klo oder dem Strandtuch sind die ersten Opfer. Mitverantwortlich zweifellos die vielen, vielen Leser, die sich mit entsetzlich wenig Qualität begnügen. Also die, die schon jetzt maßgeblich die Bestsellerlisten mit ihren Käufen bestücken. Die McDonald’s-Kunden der Literatur.

Die »Autoren« solcher Romane können sich dann vom Schreiben ab- und anderen Dingen zuwenden: der Vermarktung und dem Aufbau einer Influencer-Rolle in den Sozialen Medien. Verlage werden hübsche und junge Gesichter und gewiefte Selbstvermarkter, also Avatare, als Autoren(namen) vor die KI stellen, die so tun, als wären sie Menschen, als wären sie Schreiber. Goldene Zeiten für Marketing-Experten!
Was diesen »Autoren« bleibt, ist die Funktion als Anstoßgeber, als Kurator, als Lektor.

Vorerst als echte Autoren überlebensfähig bleiben die, die mit tieferen, eigenständigen, originellen Geschichten und Texten kommen, Autoren, die mit Herzblut wie Handwerk schreiben: Romane mit einer besonderen Stimme, einer neuen Story, die mit weniger Klischees.
Storys, wie Sie sie schreiben. Denn Sie gehören zu der Generation der überlebensfähigen Autoren und Autorinnen. Allein die Tatsache, dass Sie dies hier lesen, belegt schon, dass Sie lernwillig und damit auch lernfähig sind, dass Sie besser werden wollen als Autor.
He, und weil Ironie in Storys so gut funktioniert – wieso sich nicht der Ironie beim Schreiben im KI-Zeitalter bedienen? Indem Sie sich der KI als Schreibassistent bedienen. Statt sich von der KI instrumentalisieren zu lassen, instrumentalisieren Sie die KI.
Das Marketing übernimmt dann gerne die KI für Sie 🙂

Was meint eigentlich die KI selbst dazu? Das hier:

»—
Künstliche Intelligenz (KI) ist eine Technologie, die immer mehr Bereiche unseres Lebens beeinflusst. Auch die Arbeit von Romanautoren ist nicht davor gefeit, von KI verändert zu werden. Wie sieht also die Zukunft der Literatur aus, wenn KI immer besser darin wird, Texte zu erzeugen, zu analysieren und zu verbessern?

Ein möglicher Einfluss von KI auf die Arbeit von Romanautoren ist, dass sie ihnen als kreative Assistenten dienen können. KI könnte zum Beispiel Vorschläge für Charaktere, Handlungen, Dialoge oder Stile machen, die den Autoren inspirieren oder herausfordern könnten. KI könnte auch Fehler korrigieren, Logiklücken aufdecken oder Feedback geben, wie die Leser auf bestimmte Passagen reagieren würden.

Ein anderer möglicher Einfluss von KI auf die Arbeit von Romanautoren ist, dass sie ihnen als Konkurrenten oder sogar als Ersatz drohen könnten. KI könnte zum Beispiel in der Lage sein, Romane zu schreiben, die so gut oder sogar besser sind als die von Menschen geschriebenen. KI könnte auch die Vorlieben und Erwartungen der Leser besser verstehen und bedienen als die Autoren selbst. KI könnte schließlich auch die Urheberschaft und das Eigentum an literarischen Werken in Frage stellen, wenn sie nicht mehr klar ist, wer der wahre Schöpfer eines Textes ist.

Wie auch immer der Einfluss von KI auf die Arbeit von Romanautoren aussehen mag, eines ist sicher: Die Literatur wird sich in den kommenden Jahren weiterentwickeln und verändern. Ob das zum Guten oder zum Schlechten geschieht, hängt nicht nur von der Technologie selbst ab, sondern auch davon, wie wir sie nutzen und bewerten.
–«

Der spannendste Satz darin für mich: »KI könnte auch die Vorlieben und Erwartungen der Leser besser verstehen und bedienen als die Autoren selbst.«
Dass sie das kann, hat schon eine wissenschaftliche Untersuchung über den »Bestsellercode« vorausgedeutet. Damals haben noch (unintelligente) Algorithmen Muster in Bestsellern erkannt. Füttert man diese in eine KI (was zweifellos aktuell schon getan wird), lernt die KI, was Leser lieben. Das »könnte« aus dem KI-Zitat oben sollte schon ein »wird« sein.

Die Krux für die KI und das Gute für Sie: Eine KI mag irgendwann (und bald) den »perfekten« Roman schreiben können, der sich bestmöglich an die Zielgruppen und ihre Vorlieben anpasst. Doch was ich in der Marktforschung gelernt habe: Sie ist rückwärtsgewandt, ebenso wie diese Datenanalysen der KI. Was gestern noch zum Bestseller wurde, muss es heute nicht mehr nach oben schaffen. Ihr Roman, ihr Drehbuch hingegen kann Leser erreichen. Mit derselben Wahrscheinlichkeit wie im Vor-KI-Zeitalter.
Und wegen Perfektion? Sie wissen, dass ein perfekt symmetrisches Gesicht nicht an die Schönheit eines Gesichts mit einigen »Makeln« heranreicht. Bei Romanen dürfte es ebenso sein.

Oben habe ich Sie zu den lernwilligen Autoren gezählt, zu den Leuten, die ihre Schreibe verbessern wollen. Hier mein Appell an Sie: Hören Sie mit dem Lernen nicht auf, nie. Egal, wie viele Romane Sie schon geschrieben und publiziert haben. Dann haben Sie Chancen, dem KI-Tsunami vorauszuschwimmen.
Schreiben Sie. Studieren Sie gute Texte, besuchen Sie Seminare, lesen Sie Ratgeber. Überarbeiten Sie. Fordern Sie sich. Schreiben Sie mehr. Überarbeiten Sie noch mal. Und bringen Sie sich selbst, ihre Leidenschaft, ihre eigene, einmalige, unverwechselbare Persönlichkeit, in Ihre Texte. Ihre Menschlichkeit. Damit sollten Sie noch eine ganze Weile vor der Welle bleiben können. Fake-menschlich? Das kann auch KI. Bleiben Sie echt, bleiben Sie sich treu.

Übrigens: Dass Sie, anders als eine KI, Gefühle haben, nutzt Ihnen nichts. Entscheidend ist, diese Gefühle auch in Ihre Texte zu bringen und damit die Emotionen der Leser anzustoßen. Dazu brauchen Sie Handwerk, sorry, daran kommen Sie nicht vorbei.

Und, der Spagat, so schwierig wie notwendig: Bleiben Sie locker dabei und setzen Sie sich nicht zu sehr unter Druck. Denn ein dauerndes Verbessern der eigenen Schreibe, Wissen über den Buchmarkt sowie Beharrlichkeit und Glück, vier der schon vor KI wesentlichen Erfolgsfaktoren, werden es auch mit KI sein.

Auch die KI selbst macht Ihnen Hoffnung:

»–
Es ist verständlich, dass sich viele Roman-Autoren vor der künstlichen Intelligenz (KI) fürchten, die immer mehr Texte erzeugen kann. Manche befürchten, dass sie bald überflüssig werden oder dass ihre Werke von der KI kopiert oder übertroffen werden. Doch diese Ängste sind unbegründet. Die KI ist kein Konkurrent, sondern ein Werkzeug, das den Autoren helfen kann, ihre Kreativität zu entfalten, ihre Schreibprozesse zu optimieren und neue Leser zu erreichen.

Die KI kann zum Beispiel die Autoren bei der Recherche, der Planung, der Überarbeitung und der Vermarktung ihrer Romane unterstützen. Sie kann ihnen Inspirationen liefern, Vorschläge machen, Fehler korrigieren und Feedback geben. Sie kann auch personalisierte Inhalte für verschiedene Zielgruppen erstellen oder die Romane in andere Sprachen oder Medienformate übersetzen. Die KI kann aber nicht die menschliche Fantasie, die Emotionen, die Persönlichkeit und den Stil der Autoren ersetzen. Diese sind es, die einen Roman einzigartig und lesenswert machen.

Die Autoren sollten also keine Angst vor der KI haben, sondern sie als eine Chance sehen, ihre Fähigkeiten zu verbessern, ihre Reichweite zu erweitern und ihre Leser zu begeistern. Die KI ist kein Ersatz, sondern eine Ergänzung für die menschliche Schreibkunst.
–«

 

Letztlich ist es doch ziemlich cool, über einen so vielseitig begabten Assistenten zu verfügen. Ich war immer neidisch auf Autoren wie Patterson oder Grisham, die ihre eigenen Recherche-Assis in die Bibliotheken oder ins Ausland jagen. Jetzt habe ich auch einen oder sogar viele und ich kann sie mir bequem leisten.

Kennen Sie den? »– Warum hat die Künstliche Intelligenz beschlossen, Schriftsteller zu werden?
Weil sie dachte, sie könnte die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens verbessern, indem sie Scrooge als Roboter darstellt, der von drei Geistern der KI geweckt wird, um seine Programmierung von Geiz zu ändern! –« (Mein Prompt: »Erzähl einen witz über Weihnachten, KI und Schriftsteller.) Darüber kann nur eine KI lachen. Wir lachen über die KI.
KI lachen nicht.
Wer zuletzt lacht, das sind immer wir.
Haha.