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LESEPROBE mit Inhaltsverzeichnis (PDF)


Die wichtigste Figur in Ihrem Roman spielt nicht immer darin mit

Jedes Wort, das der Leser Ihres Romans liest, kommt vom Erzähler (oder der Erzählerin). Der Erzähler ist Instanz und Filter in einem. Er ist die Schnittstelle zu Ihrer Leserschaft. Damit ist er oder sie Ihre wichtigste Kreation beim Schreiben eines Romans, noch vor den Hauptfiguren (sofern sie nicht selbst die Erzähler sind). Ohne Erzähler hätten Sie keinen Roman, die Seiten blieben leer.
Keine Entscheidung, die Sie bei Ihrem Roman treffen, hat unmittelbarere Auswirkungen als die über Erzähler und Erzählperspektive. Dabei geht es um viel mehr als um die Frage, ob man lieber »sie sagte« oder »ich sagte« schreibt, es geht um viel mehr als um die Konsistenz des Point-of-View (POV) oder um ein Vermeiden von Head Hopping. Mit der Wahl des Erzählers und der Perspektive entscheiden Sie sich auch dafür, mit welchen Absichten und mit welcher Stimme Ihr Roman zu seinen Lesern spricht.


Der Erzähler als Allzweckwerkzeug

Für Ihren Roman ist der Erzähler das perfekte Schweizer Taschenmesser, das von der Klinge über die Schere bis hin zur Lupe und einer Angelschnur alles hat, was der Benutzer braucht.
Der Erzähler übersetzt die reinen Fakten seiner Geschichte in eine Sprache, die ihr ebenso gerecht wird wie dem Leser.
Ein guter Erzähler verschmilzt die Sprache mit der Story, durch ihn wird aus Wörtern eine Geschichte und aus einer Geschichte Literatur.
Der Erzähler ist das Bindeglied zwischen Geschichte und Leser.
Erledigt der Erzähler Ihres Romans seine Aufgabe, werden die Leser nicht lange das Gefühl haben, dass sie eine Geschichte erzählt bekommen – sie werden sie erleben.


Der Erzähler verkauft Ihren Roman

Der Erzähler ist ausschlaggebend für den Erfolg Ihrer Leseprobe in Agentur oder Verlag, er ist es, der den Leser im Buchladen schon mit den ersten Sätzen in den Roman hineinzieht. Auf der anderen Seite sind Probleme oder gar eine Missachtung des Erzählers häufig der Grund dafür, warum ein anscheinend gut geplotteter und spannender Text die Leser nicht erreicht.

Leider gab es keinen einzigen Schreibratgeber zu diesem essenziellen Thema.

Kein Wunder, dass ich einen Ratgeber über den Erzähler schreiben musste und wie Sie ihn oder sie optimal einsetzen, um einen noch besseren Roman zu schreiben.


Leseprobe aus „Der Erzähler: Verführer, Tourguide, Entertainer und Basis der Erzählperspektive (Meisterkurs Romane schreiben)“

Warum die Wahl des Erzählers so essenziell ist

Ob Sie diesen oder jenen Erzähler Ihren Roman präsentieren lassen, macht nicht bloß einen gewaltigen Unterschied – es macht Ihren Roman.
Denken Sie nur daran, welche grundverschiedenen Thriller Sie hätten, wenn den Roman ein akribischer und biederer Ermittler erzählt oder der faszinierende und egozentrische Serienkiller. Die Bücher hätten so wenig gemein, dass ein Leser sie kaum als die gleiche Geschichte erkennen würde.
Oder ob Sie die Schlacht um die Brücke von Remagen von einem deutschen Wehrmachtsoffizier und überzeugten Nazi erzählen lassen oder von einem amerikanischen Sanitäter und Gutmenschen. Oder ob die auktoriale Erzählerin Einblick in alle Geschehnisse und Charaktere hat oder, als personale Ich-Erzählerin, nur sieht und weiß, was in der Zelle geschieht, in die Unbekannte sie gesperrt haben.

Da ist es nur zwingend, dass Sie vor dem Schreiben die Entscheidung für einen Erzähler treffen. Wechseln Sie hingegen im Lauf der Arbeit den Erzähler, heißt das in der Wirkung nichts anderes, als dass Sie einen neuen Roman schreiben müssen.

Die Wahl des Erzählers beeinflusst alles. Auf der Makro-Ebene von Plotstruktur und Charakterbogen ebenso wie auf der Mini-Ebene von Szenen bis hinunter zur Mikro-Ebene einzelner Wörter. Schon weil der Serienkiller ein ganz anderes Vokabular zur Verfügung hat als der Ermittler, er aus anderen Verhältnissen stammt, andere Dinge bemerkt oder betont. Im Roman aus Sicht des Serienkillers ist der Antagonist der Ermittler.
Den Erzähler zu finden heißt auch, seine Stimme zu finden. Beides ist untrennbar miteinander verbunden.

Mehrere Dinge beeinflussen wiederum den Erzähler: Da wäre das Thema, also das, worum es in Ihrem Roman eigentlich geht. Zwar haben der General der Blauen und der Oberst der Roten eine andere Einstellung, sagen wir, zum Thema gerechter Krieg, und davon abgeleitet, zur Prämisse. Aber das Thema als solches bleibt grundlegend – und gibt Ihnen damit einen Anhaltspunkt für die Wahl des richtigen Erzählers.
Dann haben Sie als Grundlage die Geschichte an sich, also das, was objektiv passiert. (Dagegen ist der Plot die Art, wie der Autor Thema, Protagonist und Geschichte aufbaut und strukturiert.) Die Geschichte gibt Ihnen weitere Ideen, welcher Erzähler sie erzählen sollte.
Und auch das zentrale Problem, das den Roman bestimmt, gibt Ihnen Orientierung darüber, wie Ihr Erzähler aussehen könnte, sollte, müsste.
Insbesondere wenn Sie personal erzählen, sollten Sie auch den oder die Protagonisten und den oder die Antagonisten bei der Erzählerwahl einbeziehen.
So könnte Protagonistin Carla einen ungeeigneten Erzähler abgeben, wenn sie ein Geheimnis in sich trägt, das Sie auf keinen Fall enthüllen wollen. Wie könnten Sie Carla überzeugend von ihrer Liebe zu Sam erzählen lassen, ohne dabei zu enthüllen, dass Carla eine Außerirdische ist und das auch weiß?
Der Antagonist wiederum könnte ein geeigneter Erzähler sein, da Sie seine Pläne zur Hintertreibung der Hochzeit von Sam und Carla im Detail darstellen möchten, um Suspense zu erzeugen.
Das Genre und damit die Erwartungen der Leser sollten Sie ebenfalls bei der Wahl Ihrer Erzähler berücksichtigen. Eine Young-Adult-Dystopie verlangt nahezu nach einem (dem Charakter) nahen personalen Erzähler, womöglich gar nach einer Ich-Erzählerin. Ein Historienepos mit Hunderten von Figuren hingegen, das sich in drei Ländern abspielt und über vier Generationen von zwei Familien berichtet und dabei die großen Entwicklungen und Kriege mit einbezieht, das große Ganze also, ein solches Epos könnte bei einem auktorialen Erzähler besser aufgehoben sein.
Sinnvoll ist es, Erzähler und Erzählperspektive zusammen zu finden und zu entwickeln, da sich beide gegenseitig bedingen und beeinflussen: Jeder Erzähler nimmt eine Perspektive ein, und jede Perspektive braucht einen, der aus dieser Sicht erzählt.


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