Schreibtipp: Was Ihre Nebenfiguren nicht wissen

Ihr Roman ist bevölkert von einem bunten Gemisch aus Hauptfiguren, Nebenfiguren, Randfiguren und gesichtslosen Platzhaltern. Sie wissen das. Sie wissen auch, wer welche Rolle zu spielen hat.

Ihre Figuren wissen das nicht.

Keine der Figuren weiß, dass sie in einem Roman mitspielt. Für sie heißt das Spiel: Das ist MEIN Leben. Jeder noch so kleine Nebencharakter ist überzeugt davon, der Star zu sein, denn schließlich spielt er die Hauptrolle in seinem eigenen Leben.
Leben, genau. Diesen Aspekt des Sich-selbst-ins-Zentrum-Stellens sollten Sie berücksichtigen, wenn Sie lebensechte Charaktere erschaffen wollen. Und ich weiß, das wollen Sie.

Was für Charaktere gilt, gilt auch für Szenen. Klar gibt es Schlüsselszenen für den einen Subplot oder eine Szene, wo der Protagonist eine dramatische Entscheidung trifft, die den Roman in eine neue Richtung lenkt.
Keine der Szenen weiß, wie bedeutsam sie für den Roman ist. Jede der Szenen ist der Ansicht, sie ist die wichtigste Szene im Roman. Daher sollten Sie die Szenen auch so behandeln. Vergessen Sie, wenn Sie an einer Szene schreiben, dass diese Szene nur die nächste Szene vorbereiten soll, wo es zu der großen Liebesszene zwischen Heide und Geißenpeter kommt im, Sie haben recht, im Geißenstall. Gehen Sie in jede Szene so hinein, als wäre diese Szene die Schlüsselszene für den ganzen Roman. (Klar, sofern die Szene überhaupt in den Roman gehört, aber das ist ein anderes Thema.) Vergessen Sie für den Moment die Wichtigkeit der Szene und machen Sie sie so gut und mitreißend, wie Sie nur können.