In Richard Laymons Roman Funland, einem Horror-Roman, findet sich ein schönes Beispiel dafür, wie Sie als Autor mit Erwartungen Ihrer Leser spielen können.
In der ersten Romanhälfte betritt eine der Hauptfiguren, Jeremy, ein Kuriositätenkabinett. Darin gibt es unter anderem eine riesengroße Spinne (von der Größe eines Hundes). Die Spinne scheint tot zu sein. Jeremy ist sich nicht sicher. Aber da die Spinne einfach so im Raum steht, geht er mal davon aus. In der Szene bewegte sich die Spinne auch nicht.
Der Leser erwartet, dass die Spinne noch eine Rolle spielen wird. Er rechnet damit, überrascht zu werden (womit die Überraschung damit gegessen wäre), und er erwartet, dass die Spinne lebt und den Helden des Romans in die Quere kommen wird.
Die Spinne tatsächlich in die Handlung eingreifen zu lassen, würde die Erwartungen der Leser so erfüllen, dass sie nicht enttäuscht wären. Schließlich ist ja eine dann doch nicht tote Riesenspinne eine Eskalation zu der mutmaßlich toten Kreatur.
Richard Laymon aber erfüllt die Erwartungen über. Auf eine sehr anschauliche Weise. Tatsächlich kommt im Finale noch eine Spinne vor. Nur ist diese Spinne um ein Vielfaches größer als die aus dem Kuriositätenkabinett.
Laymon geht damit weiter, als es der Leser in seiner eigenen Phantasie getan hat.
Vielleicht gibt es ja auch in Ihrem Roman die Chance, mit den Erwartungen Ihrer Leser auf eine vergleichbare und vergleichbar simple Weise zu spielen.