Die Erzählperspektive — Abschließend geklärt (Teil 2 von 2)

[Der erste Teil des Artikels steht hier …] Dass Autoren die Erzählperspektive häufig wechseln, hat vor allem zwei Gründe. Keiner davon ist ihnen bewusst, sonst würden sie diese überflüssige Lese-Erschwernis unterlassen. 1. Grund: Autoren wechseln die Perspektive so häufig, weil sie es können. »Because I could« war übrigens auch die Begründung, wieso der damalige US-Präsident Clinton mit seiner Praktikantin Lewinsky eine Affäre hatte. Das sagt doch schon alles, oder? Richtig: Das ist kein Grund, sondern es tut nur so, als wäre es einer. Der wichtigste Grund: 2. Autoren […]

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Die Erzählperspektive — Abschließend geklärt (Teil 1 von 2)

Update: Zur Erzählperspektive sowie den angrenzenden Themen „Erzähler“ und „Stimme“ habe ich inzwischen eigene, ausführliche Ratgeber publiziert. Alle gehen sehr in die Tiefe und geben Ihnen Einblicke in alle Fragen zum Thema, wie immer mit vielen Beispielen aus allen Genres sowie Filmen und TV-Serien anschaulich belegt. Hier finden Sie alle Infos, einen Blick ins Buch sowie Leserstimmen zu den Ratgebern. Und können das Buch auch kaufen, als Paperback oder E-Book. Erzählperspektiven: Auktorial, personal, multiperspektivisch Der Erzähler: Verführer, Tourguide, Entertainer und Basis der Erzählperspektive Die Stimme: Leser verzaubern mit […]

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Mehr Shakespeare wagen!

So schreiben Sie Feuer und Flammen Folgendes Zitat hat mich zum Artikel von heute inspiriert. Ich hoffe, es inspiriert auch Sie: Das unerbittlich Theaterhafte des Londoner Lebens ist in Shakespeares Werk enthalten. Seine Welt ist blutrünstig, und seine Figuren sind prall von Witz, Neugier und Anmaßung, als wüssten sie, wie begrenzt ihre Zeit ist. Sie leben auf eigene Rechnung und in eigener Verantwortung. Sie sind auf der Hut wie Tiere, die mit Angriffen rechnen. Ihre Welt, um Hamlet zu zitieren, ist aus den Fugen. (aus: Peter Kümmel, Der […]

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Ich 2.0

Warum und wie Entscheidungen des Protagonisten Ihren Roman besser machen Zu den wichtigsten und zugleich kritischsten Momenten in einem Roman gehören Entscheidungen. An Wendepunkten können Sie die neue Richtung vorgeben, in die der Protagonist die Geschichte von da an treiben will. Beispiel: »Ich werde die Sicherheit meines Hauses verlassen und mich auf den Weg machen und den Typen finden, der meine Frau ermordet hat.« Manchmal sind es kleine Entscheidungen, die den Lauf der Geschichte durchgreifend ändern. Wie etwa die Entscheidung Arthur Dents, an jenem Donnerstagmorgen, an dem man […]

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Loyalität und die von Pfeilen gespickte Hure

So belegen Sie Motive und Themen Wiederkehrende Motive sind ein auch auf schriftzeit.de wiederkehrendes Thema. Wie in der Musik verleihen sie einer Geschichte eine Geschlossenheit über einen längeren Zeitraum und viele Veränderungen und Variationen hinweg. Zudem bilden sie einen emotionalen Anker – an anderer Stelle gelernte Gefühle werden beim Wiederaufgreifen des Motivs erneut angesprochen und damit im Leser abgerufen. So können Motive auch für ein intensiveres emotionales Lese-Erlebnis sorgen. Zwei unterschiedliche Arten eines Motivs / Themas und entsprechend unterschiedliche Möglichkeiten, damit umzugehen, werden in der sechsten Folge der […]

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Kolumbus wäre nie gesegelt

Zwei Varianten von Unkenntnis und wie sie Ihrem Roman nutzen Nachahmung, so schreibt Gerd Gigerenzer, sei eine rasch wirksame Methode, sich Fertigkeiten anzueignen und die Entwicklung voranzutreiben (alle Zitate in diesem Artikel aus: »Bauchentscheidungen«, C. Bertelsmann 2007). Beschränke sich aber jeder nur auf Nachahmung, gebe es keinen Fortschritt. Seine Folgerung: »Unkenntnis der Regeln kann die Regeln verändern.« Letzteres ist für viele Autoren sicher eine sehr verführerische Vorstellung. Warum Regeln beachten oder gar beherrschen, wenn man neue erschaffen kann – und zwar einfach ohne darüber nachzudenken, einfach, indem man […]

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Gesicht im Licht, verändert

Fangen Sie besondere Momente ein Gestern habe ich einen Mann mittleren Alters ertappt – als er ganz kurz er selbst war. Zunächst wirkte er ernst, angespannt, er war gut gekleidet, wahrscheinlich beruflich erfolgreich. Er kam mir entgegen. Als er aus dem Schatten eines Gebäudes trat, schien die Sonne in sein Gesicht. Das Licht und die Wärme verwandelten ihn für einen Moment. Er schloss die Augen, im Gehen, und seine Züge entspannten sich zu einem Lächeln. Ein magischer Moment, der eine Sekunde später schon wieder vorbei war, als der […]

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Carl Coyote und der bindungsunfähige Mann

Müssen Roman-Charaktere sich verändern? Damit ein Roman überzeugt und mitreißt, muss der Leser den Eindruck gewinnen, dass die geschilderten Ereignisse bedeutsam sind. Da der Leser nicht selbst als Charakter in der Geschichte lebt, hat er keine direkte Möglichkeit, diese Bedeutsamkeit zu überprüfen. Die braucht er nicht, denn er schickt Avatare ins fiktive Geschehehen: eben die Charaktere. Ein Beispiel für eine Veränderung: Der eingangs einer Geschichte bindungsunfähige Mann wird durch die Liebe zur richtigen Frau und die Überwindung innerer Dämonen gegen Ende der Geschichte doch zu einer Bindung fähig. […]

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Der Schnürsenkel-Zwischenfall und Fellatio im Auto

Warum Unfälle und Krankheiten hochspezifisch sein sollten Heute morgen wollte ich zum Bäcker. Meine Schuhe habe ich mir erst im Hausflur angezogen. Sie aber nicht zugebunden. Das wollte ich an einem Treppenabsatz erledigen. Ich schließe die Wohnungstür und will zu besagter Treppe gehen – und es schlägt mich fast hin. Einer der langen Schnürsenkel hatte sich unter die Tür geklemmt, im Halbdunkel des Hausflurs hatte ich das nicht bemerkt. Ein bisschen mehr Energie (es war zum Glück noch vor dem Frühstück), und ich hätte mich ernsthaft verletzen können. […]

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Den Geliebten gewinnen oder ihn nicht verlieren – ein gewaltiger Unterschied

Mehr Dramatik durch negative Ziele Ein Protagonist braucht ein starkes Ziel. Es funktioniert wie ein Mechanismus, der ihn durch den Roman zieht. Stellen Sie sich das ganz bildlich als Seilwinde vor: Je stärker der Zug, desto eher fegt der durch den Roman geschleifte Held Hindernisse weg – selbst wenn er sich in dem Prozess verletzt. Das starke Ziel fungiert etwa auch bei Cliffhangern ganz klar als Winde: Es reißt den Helden nach oben vom Cliff weg zurück auf sicheren Boden. Manche Ziele sind stärker als andere. Einen spannenden […]

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