Schreibratgeber „Spannung & Suspense“. Meisterkurs Romane schreiben.

Stellen Sie sich vor, Sie beherrschten die Klaviatur der Spannung perfekt …

Stellen Sie sich vor, Sie könnten die Leser Ihrer Romane von der ersten bis zur letzten Seite in Atem halten.

Stellen Sie sich vor, Sie könnten die Spannung, die Ihre Leser empfinden, direkt, präzise und effektiv steuern.

Stellen Sie sich vor, Sie wüssten endlich genau, was Spannung und Suspense überhaupt sind.

Stellen Sie sich vor, es gäbe eine Formel für hochspannende Romane.

Stellen Sie sich vor, die Formel unterstützt Ihre Kreativität und Ihre eigenen Erfahrungen mit dem Erzeugen von Spannung noch.

Stellen Sie sich vor, die Formel lässt sich auf jeden Roman anwenden, den Sie schreiben. In jedem Genre, Subgenre oder Genremix. Sogar auf literarische Texte.

Stellen Sie sich vor, das alles fänden Sie in einem einzigen Buch. Klar strukturiert, ausführlich erläutert, verständlich und unterhaltsam geschrieben und mit vielen Beispielen anschaulich belegt.

Schluss mit den Luftschlössern. Hier ist das Buch.

Und es bietet noch viel mehr, als Sie sich vorstellen können.

Gespannt?

Spannung und Suspense. Spannender schreiben.

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Spannung & Suspense: Die Spannungsformel für jedes Genre

„Das Buch ist brillant und hat mir bei meinem aktuellen Manuskript wieder weitergeholfen.“ (Isabell Schmitt-Egner)


Spannung verstehen, Suspense begreifen und in jedem Genre effektiv einsetzen – mit der Spannungsformel

So fesseln Sie Ihre Leser von der ersten bis zur letzten Seite Ihres Romans

Spannung ist nichts Ungreifbares, das beim Schreiben nebenher und zufällig entsteht. Sondern ein komplexes Instrument mit vielen Einstellknöpfen. Als AutorIn können Sie Spannung gezielt steuern – und das sollten Sie tun.
Wie Sie das anstellen und wie Ihr Roman mit jedem Knopfdruck besser wird, lesen Sie in diesem Buch.

Wenn Konflikt der Treibstoff für einen Roman ist, so ist Spannung der Treibstoff für den Leser. Nervennahrung. Ohne gespannte Leser kein Roman. Und zwar in jedem Genre, Untergenre, Genremix, auch in literarischen Romanen.
Wie Sie den Leser ohne Pause in Atem halten, lesen Sie in diesem Buch.


Die Spannungsformel für jedes Genre

Damit Spannung entstehen kann, braucht es eine Reihe von Faktoren. Die daraus resultierende Spannungsformel gibt Ihnen konkrete Instrumente an die Hand, mit denen Sie die Spannung in Ihrem Roman gezielt und auf vielfältige Weise beeinflussen können.

Die Vorteile der Spannungsformel für Sie, Ihre Romane und Ihre Leser

Die Spannungsformel bietet Ihnen neue, einzigartige Möglichkeiten, spannendere Bücher zu schreiben. Sie finden Sie exklusiv in diesem Buch.

    + Sie rücken die Spannung von einer mehr oder weniger zufälligen Nebenwirkung von Plot und Handlung dorthin, wo Sie hingehört: ins Zentrum Ihrer Aufmerksamkeit, Kreativität und Schreibarbeit. Und als Starkstrom in die Nerven Ihrer Leser.

    + Durch die verschiedenen Faktoren können Sie die Spannung abwechslungsreicher gestalten, halten und steigern.

    + Jeder der Faktoren beflügelt und befreit Ihre Kreativität. Mit der Spannungsformel wissen Sie besser, was Sie spannungstechnisch zu tun haben und wo Sie Ihre Ideen am besten sprießen lassen sollten.

    + Die Auffächerung der Spannung in Faktoren sorgt dafür, dass die Arbeit für Sie überschaubarer wird.

    + Die Spannungsformel ist ein hervorragender Ansatzpunkt für die Suche nach den Ursachen schwächelnder Spannung. Und, nach der Entdeckung, für deren Behebung.

    + Jeder Faktor enthält selbst wieder Komponenten, an denen Sie drehen und so für mehr Spannung sorgen können.

    + Die Formel dient neben der Veranschaulichung vor allem einem: dass Sie bequemer, übersichtlicher, variantenreicher und insgesamt besser mit Spannung arbeiten und Spannung steuern können.

Wie Sie die einzelnen Faktoren ausgestalten, dazu finden Sie detaillierte Tipps, Tricks und zahlreiche aktuelle Beispiele aus Buch und Film im Laufe dieses Buches.


Aufbau

    Teil 1: Was ist Spannung? Wie sieht die allgemeingültige Spannungsformel aus?

    Teil 2: Wie erzeugen Sie Spannung in Ihrem Roman?

    Teil 3: Was ist Suspense? Wie bringen Sie Suspense in Ihren Roman?

    Teil 4: Wie schreiben Sie einen spannenden Roman in Ihrem Genre, Subgenre oder Genremix?

In jedem Kapitel werden Sie auf anschauliche Weise neue Methoden entdecken, die Spannung in Ihrem Roman zu erhöhen, konkrete, sofort umsetzbare und immer wieder einsatzfähige Ideen.

Ich freue mich auf Ihre noch spannenderen Romane.

Herzlich
Ihr Stephan Waldscheidt


Probekapitel: Rabiat zerrte der Drache mich fort

Dynamik als Spannungsfaktor und wie sie sich zusammensetzt

Oben haben wir Dynamik als einen unerlässlichen Faktor unserer Spannungsformel definiert.
Dynamik ist die Energie-Komponente in unserer Spannungsformel. Sie meint die Rate an Veränderungen, die Zeitgebundenheit des Geschehens. Charaktere, Konflikte, Emotionen, Entscheidungen, Handlungen, etwas und am besten vieles muss sich bewegen und in Bewegung bleiben, damit Spannung aufkommen kann.

Übrigens: Wenn Ihnen so noch mehr Ideen kommen, können Sie jeden Wettlauf mit der Zeit zudem als Konflikt betrachten.

Eine zentrale Komponente der Dynamik ist der Drive, die Energie und Entschlossenheit, mit der ein Charakter sein Ziel verfolgt, sei es ein Szenen-Ziel oder das zentrale Ziel des Romans.
Damit die Dynamik möglichst viel zur Spannung beitragen kann, ist es wichtig, dass sie auf das Ziel gerichtet ist. Wenn in einem Roman James Blond seinen Erzfeind Doktor Peroxyd jagt, damit dieser nicht alle Frisuren der Welt in blondiertes Haar verwandelt, mag eine Szene mit einem Motorradrennen von Großmüttern im Hühnerstall zwar reichlich Action bieten – zur Spannung beim Leser dürfte die Szene jedoch wenig beitragen. Er will James Blond in Gefahr sehen, er will sich um ihn sorgen, er will wissen, wie James Blond seine fast unlösbare Aufgabe löst.
Auch dieser Zielferne wegen lässt so manche sensationelle Actionsequenz in einem Hollywood-Blockbuster den Zuschauer kalt.

Darum ist es bei den Spannungskomponenten der Dynamik sinnvoll, wenn wir mehr und weniger zielgerichtete Szenen als Einfluss unterscheiden. Die zielgerichteten Szenen bieten deutlich mehr Spannungspotenzial, exponentiell mehr.

Dynamik = (auf das Ziel gerichtete Dynamik)n + sonstige Dynamik

Das heißt für Sie: Wenn Sie an der Dynamik drehen wollen, um die Spannung nach oben zu treiben, kümmern Sie sich zuerst und vor allem um die zielgerichtete Dynamik.

Actionszenen bringen Dynamik mit, etwa die Verfolgungsjagden in den Furious-Filmen oder die schnellen Trickfilmsequenzen der Roadrunner-Cartoons. Allgemein sind es starke sinnliche Eindrücke, die eine Szene spannend machen können. Und die gibt es nicht nur in Filmen, sondern auch in Romanen.

Jason Bourne schlängelte sich durch die Menge. Aus den drei Meter hohen Lautsprechern, die auf beiden Seiten der riesigen Tanzfläche aufgestellt waren, dröhnte ohrenbetäubende Musik, die einem bis in die Knochen fuhr. Über den wippenden Köpfen der Tanzenden schossen vielfarbige Lichter wie eine Armada von Kometen und Sternschnuppen hin und her.
Vor ihm in dem wogenden Meer von Körpern huschte die Frau mit der blonden Haarmähne zwischen den Paaren hindurch, die in allen möglichen Kombinationen über die Tanzfläche wirbelten. Bourne folgte ihr; es war, als würde er sich durch eine weiche Matratze arbeiten. Die Hitze hatte den Schnee auf dem Pelzkragen seiner dicken Jacke längst schmelzen lassen. Die Frau war bald hier und bald dort zu sehen, wie eine Forelle, die sich durchs Wasser schlängelt. Im Pulsschlag der wummernden Bässe bemühte sich Bourne, ihr auf den Fersen zu bleiben.
Als er erkannte, dass sie zur Toilette wollte, kämpfte er sich auf einem kürzeren Weg dorthin durch die Menge. Sie war soeben in der Toilette verschwunden, als er hinkam. Durch die einen Moment lang offene Tür drangen Gerüche von Sex, Joints und Schweiß heraus.

(Eric van Lustbader: Robert Ludlums »Der Bourne Befehl«, Heyne 2012)

Notwendig für eine hohe Dynamik sind Tempo und Action nicht. Auch die Dehnung der Zeit kann für Spannung sorgen, die Dynamik kehrt sich um, der Augenblick scheint sich zu verlangsamen, alles läuft wie in Zeitlupe, Sekunden fühlen sich an wie Minuten.
Tatsächlich packt der Autor damit mehr in eine kurze Zeitspanne, die Ereignisse verdichten sich. Wenn die Ereignisse Moleküle wären, würde eine solche Verdichtung (physikalisch eine Erhöhung des Drucks) die Temperatur erhöhen. Genau so können Sie sich das auch vorstellen: Mit zunehmender Dynamik wird die Szene heiß und heißer.

Inspirieren und orientieren Sie sich an Musik. Dort sorgen etwa Wechsel im Tempo, der Lautstärke, der Intensität für Spannung. Auch Pausen tragen in einem Musikstück zur Spannung bei.
In Ihrem Roman erhöhen Sie mit Variationen im Tempo das Spannungspotenzial. Stilistisch etwa durch eine Abfolge von einigen kurzen und wenigen langen Sätzen. Inhaltlich über Sequenzen hoher Ereignisdichte, die sich mit Sequenzen niedriger Ereignisdichte abwechseln.
Für mehr »Lautstärke« in Ihrem Roman können beispielsweise sehr aktive Verben sorgen, die »Intensität« erhöhen Sie zum Beispiel mit starken Emotionen und hochdramatischen Szenen. »Pausen« können Sie bei einzelnen Spannungsarten schalten, indem Sie etwa die akute Spannung unterbrechen und eine Szene komplett der Suspense überlassen.

Selbst Szenen, die an der Oberfläche statisch erscheinen, können hohe Dynamik mitbringen. Denken Sie an die klassische Szene aus Hitchcocks Lehrfilm für Suspense, »Der unsichtbare Dritte« (USA 1959; Regie: Alfred Hitchcock; Drehbuch: Ernest Lehman). Fünfeinhalb Minuten passiert (scheinbar) nichts, für einen Film schon damals eine Ewigkeit, in heutigen Filmen schlicht unvorstellbar.
Damit eine solche Szene funktioniert, müssen Sie sie unter der Oberfläche aufheizen. Das beste Mittel dazu ist Suspense. Dazu unten mehr.

Auch das Setting, die Welt, der Schauplatz und die Epoche können als Komponenten der Dynamik für mehr Spannung sorgen. Denken Sie an Geschichten, die in Krisengebieten spielen, während eines Krieges oder einer Hungersnot. Denken Sie an energiereiche, also mit Dramatik aufgeladene Umgebungen wie eine Raumkapsel, eine tiefe Unterwasserhöhle oder eine enge Gefängniszelle, auf der viele Insassen zusammengepfercht sind. Oder denken Sie an eine Massenpanik, an ein Rockkonzert, an das Deck eines Segelschiffs, das unter Beschuss steht.

Für eine höhere Dynamik sorgen noch andere Komponenten:

• Erzählperspektive (insbesondere die Ich-Form, da unmittelbarer)

Beispiel: Naomi Novik, »Das dunkle Herz des Waldes« (cbj 2016). Die Ich-Erzählerin wird vom monströsen Drachen, der ihr Dorf tyrannisiert, überraschend ausgewählt und muss mit ihm kommen.

Ich begriff noch immer nicht. Ich glaube, niemand verstand es sofort, nicht einmal meine Eltern. Alles geschah viel zu schnell, und ich war schockiert, weil ich überhaupt seine Aufmerksamkeit auf mich gezogen hatte. Mir blieb nicht einmal die Gelegenheit, zurückzuschauen und ein letztes Abschiedswort zu sagen, ehe der Drache sich zum Gehen anschickte. Seine Finger hatten sich fest um mein Handgelenk geschlossen. Nur Kasia bewegte sich. Mein Blick schoss zu ihr, und ich bemerkte, dass sie protestierend nach mir greifen wollte. Doch der Drache zerrte mich ungeduldig und unsanft fort. Ich stolperte ihm hinterher, als er mich mit sich hoch in die Luft riss.

• Schnitte zwischen Erzählperspektiven und Szenen

Eine hohe Dynamik entsteht auch dann, wenn Sie beispielsweise zwei Erzähler haben und deren Szenen kurz halten und immer hin und her schneiden.

• Tempus (insbesondere das Präsens, da der Leser das Geschehen live miterlebt)

Beispiel: Katelyn Faith, »Unsichtbare Fesseln«, Rowohlt 2014. Der Leser erlebt hier das Geschehen nicht nur mit, er stellt sich auch die gleichen Fragen wie die Erzählerin. Hier haben wir die unmittelbarste Form: eine Ich-Erzählerin im Präsens.

Mitten in der Nacht verendet im Apartment nebenan ein Esel. Qualvoll und laut quietschend. Moment … ein Esel? Mit einem Schlag bin ich hellwach. Ich richte mich im Bett auf und lausche. Doch, eindeutig. Irgendein Tier wird gerade gequält. Ein großes Tier. Herr im Himmel! Mein Herz hämmert, ich reibe mir verwirrt die Augen und horche in die Dunkelheit. Durch die deckenhohen Fenster meines Londoner Lofts fallen die Nachtlichter der Stadt. Die Geräusche von der Straße dringen nur gedämpft herauf, trotzdem höre ich in weiter Ferne Polizeisirenen. Nichts Ungewöhnliches.
Ganz im Gegensatz zu den Geräuschen, die aus dem Apartment nebenan kommen. Die Wohnung steht doch eigentlich leer? Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, dass diese Laute von einem Menschen stammen. Nein, besser gesagt von zwei Menschen.

Warum schreibt nicht jeder alle Romane in Ich-Form und im Präsens? Weil sich diese Unmittelbarkeit auf Dauer schneller abnutzt als andere Erzählperspektiven. Weil es auf manche Leser wirkt, ALS WÜRDEN SIE IHN DAMIT PERMANENT IN GROSSBUCHSTABEN ANSCHREIEN. Auch bringt die Form Einschränkungen mit sich, etwa die fehlende Möglichkeit, ein Stück zurückzutreten und Dinge zu beschreiben oder Gedanken zu formulieren, die außerhalb des Charakters liegen. Zudem gibt es viele Leser, die einen Charakter gerade nicht so nahe an sich heranlassen wollen, insbesondere, wenn sie eher oberflächliche Lektüre suchen.

• Sprache und Stil (neben kürzeren und unvollständigen Sätzen auch die Wahl dynamischerer Wörter, insbesondere von starken Verben und hochspezifischen Substantiven)

• Erzählstimme

Beispiel: Unten sehen wir, wie eine eigenständige oder selbstbewusste Erzählstimme über Dynamik ebenfalls für mehr Spannung sorgt. Das ist insbesondere für den ersten Eindruck des Romans wichtig. Daher auch der Anfang des Romans von Zoran Drvenkar, »Der letzte Engel – Der Ruf aus dem Eis«, cbj 2015.

Und dann ist da ein Mann, der nicht an Engel glaubt. Er glaubt nicht an den Tod und auch nicht an das Leben. Der Mann ist so erfüllt von Sehnsucht, dass er keinen klaren Gedanken fassen kann. Die Sehnsucht ist eine Flamme, die hell und klar in seinem Verstand brennt.
Und sie brennt.
Und sie lodert.
Und sie treibt ihn an.

Ein Wagen hupt, jemand ruft, der Mann geht weiter.
Sein Hemd ist neu und knarrt bei jedem Schritt. Der Anzug ist oft getragen worden, auch er gibt Laute von sich. Es sind müde Laute. Als hätte der Anzug seine besten Tage hinter sich und wollte endlich ruhen. Dazu erklingt das beständige Klopfen der Schuhsohlen. Leder auf Stein. Der Takt ändert sich nicht, der Mann schreitet beharrlich voran.
Die Leute weichen aus.
Die Autos bremsen.
Er ignoriert das Rot der Ampel und geht weiter.

Das Beispiel zeigt noch eine weitere Komponente, wie Sie über die Dynamik die Spannung erhöhen können: über die Absatzgestaltung und das Setzen von Leerzeilen.
• Erzähltechniken und -instrumente wie Zeitverknappung und Countdown, kurze Szenen und andere mehr.

• Schock, Überraschungen, Enthüllungen und sonstige jähe Ereignisse sorgen ebenfalls für eine hohe Dynamik.

• Dehnung der Zeit: Hier haben wir eine hohe Dynamik, weil innerhalb kurzer Zeit sehr viel geschieht. Alles läuft ab wie in Zeitlupe, eine Sekunde fühlt sich an wie Minuten. Gerade intensive Szenen und solche mit einer hohen Ereignisdichte eignen sich für eine Zeitdehnung.
Hier nutzen weniger erfahrene Autoren das Potenzial des Moments nicht aus. Nur, weil etwas in Echtzeit schnell passiert, muss das im Roman nicht ebenso vonstattengehen. Im Gegenteil. Eine schnelle Szene zu schnell zu erzählen, kann den Leser verwirren, insbesondere dann, wenn viele Charaktere vorkommen und viel auf einmal passiert.
Oftmals ist es effektiver, wenn Sie die Abläufe ausführlich schildern, womit Sie zugleich die Spannung länger aufrechterhalten.

»Arschloch!«, zischte der Bursche mit der Hornbrille, daraufhin überstürzten sich die Ereignisse: Adrian schoss auf ihn zu, im nächsten Moment hatte er den jungen Mann am Kragen gepackt und gegen die Wand gerammt. Ein Stuhl kippte krachend um und jemand stieß einen spitzen Schrei aus. Adrians linker Unterarm lag quer über der Kehle des Mannes, sodass der arme Kerl kaum mehr Luft bekam, die Augäpfel quollen hervor, während sein Widersacher mit der Rechten ausholte.

In dieser Szene aus Sunil Manns Roman »Faustrecht« (Grafit 2014) passiert einiges gleichzeitig. Das in einen kurzen Satz zu packen, was der realen Dauer der Ereignisse besser entspräche, dürfte schwer werden.
Bei aller Nähe von modernen Romanen zum Film bleibt der Roman ein lineares Medium: Der Leser liest ein Wort nach dem anderen. Im Film kann jemand gleichzeitig reden und schießen und sich ducken. Diese Gleichzeitigkeit müssen Sie im Roman auf eine ans Medium angepasste Weise ausdrücken.

Mit dem Dehnen der Zeit machen Sie aus dem scheinbaren Nachteil der Linearität einen klaren Vorteil für Ihren Roman.
Dabei muss und sollte die Dehnung sich nicht wie eine Dehnung anfühlen. Wie das Beispiel oben zeigt, sind die Sätze in der gedehnten Sequenz hoch dynamisch.
Faustregel: Je näher Sie sich im Roman dem Ende nähern, desto eher kommen Szenen für eine Zeitdehnung infrage. Logisch: Gegen Ende passiert mehr und vor allem Wichtigeres als zu Anfang. Und natürlich ist die Spannung am Anschlag.

• Aufschieben von Antworten, Auflösungen, Enthüllungen ist eine eigene Art, die Dynamik in Ihrem Roman positiv zu beeinflussen. Sie dehnen zwar nicht die Zeit, verlängern aber den Konflikt oder das Rätsel.
Auch Cliffhanger sind eine Art, Antworten aufzuschieben. Meist geschieht das, indem der Autor eine Szene abbricht, in der ein Charakter an der Klippe hängt, und mit einer anderen Handlungsebene oder Erzählperspektive weitermacht. Hierzu gibt es etliche Varianten, mit denen Sie dieses arg strapazierte Instrument für den Leser interessanter machen oder sogar originell halten.

Wichtig bei all diesen Komponenten der Dynamik ist: Sie können aufaddiert werden. Sprich: Keiner dieser Summanden ist notwendig für Dynamik, was Ihnen alle Freiheiten bei der Ausgestaltung lässt. Und je mehr der Komponenten Sie verwenden, desto besser für die Dynamik und damit für die Spannung.

Wie bei allen Schreibtricks sollten Sie auch diesen mit Maß und Ziel verwenden. Es mag einen Punkt geben, wo blindes Aufaddieren dieser und weiterer Komponenten keinen Sinn mehr ergibt, übertrieben oder sogar lächerlich wirkt. In aller Regel aber dürften Sie diesen Punkt kaum erreichen. Toben Sie sich ruhig aus. Ihre Leser können was ab.


„Wie schreibe ich einen spannenden Roman? Wie fessele ich meine Leser? Was ist Suspense und wie unterscheidet sie sich von Spannung?“ Wie schreibe ich einen spannenden Krimi? Wie schreibe ich spannende Fantasy? Wie schreibe ich einen fesselnden Liebesroman? Wie schreibe ich noch spannender?

Auf diese Fragen finden Sie jetzt gut umsetzbare Antworten:

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