… und plötzlich ist der Held schlauer als der Leser

Dramatische Ironie verkehrt Dramatische Ironie, klassisch Stellen Sie sich eine Droge vor, die es Ihnen erlaubt, schöne Erinnerungen eins zu eins nachzuerleben. Wie diese Droge ganz Amerika in ein Heer von Süchtigen verwandelt und wie ein ebenfalls süchtiger Ex-Cop einen Mord aufzulösen versucht, darum geht es in Dan Simmons’ SF-Thriller »Flashback« (Quercus 2011). Der Roman wird aus den Perspektiven mehrerer Charaktere erzählt – eine Vorgehensweise, die die Verwendung von dramatischer Ironie am einfachsten macht. So werden auch die Perspektiven von Val, Sohn des Ex-Cops und Protagonisten Nick Bottom, […]

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Der erste Streich, äh, Akt Ihres Romans

Der erste Streich, äh, Akt Ihres Romans Michael Arndt, Autor von »Toy Story 3« zeigt Ihnen, wie Sie einen ersten Akt schreiben Eine bewährte Möglichkeit, einen Roman zu beginnen und den ersten Akt zu schreiben, zeigt uns Michael Arndt, Autor des Drehbuchs von »Toy Story 3«, am Beispiel dreier Animationsfilme. Ein sehr vergnügliches Video mit Lern-Garantie, allerdings auf Englisch: http://drama-blog.de/michael-arndts-erster-akt/ Ich habe hier die wichtigsten Punkte in Arndts Aussagen zusammengefasst. Wie der Drehbuchautor selbst sagt, ist dies nur eine von vielen Möglichkeiten, einen ersten Akt zu schreiben. Es […]

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Ich 2.0

Warum und wie Entscheidungen des Protagonisten Ihren Roman besser machen Zu den wichtigsten und zugleich kritischsten Momenten in einem Roman gehören Entscheidungen. An Wendepunkten können Sie die neue Richtung vorgeben, in die der Protagonist die Geschichte von da an treiben will. Beispiel: »Ich werde die Sicherheit meines Hauses verlassen und mich auf den Weg machen und den Typen finden, der meine Frau ermordet hat.« Manchmal sind es kleine Entscheidungen, die den Lauf der Geschichte durchgreifend ändern. Wie etwa die Entscheidung Arthur Dents, an jenem Donnerstagmorgen, an dem man […]

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Loyalität und die von Pfeilen gespickte Hure

So belegen Sie Motive und Themen Wiederkehrende Motive sind ein auch auf schriftzeit.de wiederkehrendes Thema. Wie in der Musik verleihen sie einer Geschichte eine Geschlossenheit über einen längeren Zeitraum und viele Veränderungen und Variationen hinweg. Zudem bilden sie einen emotionalen Anker – an anderer Stelle gelernte Gefühle werden beim Wiederaufgreifen des Motivs erneut angesprochen und damit im Leser abgerufen. So können Motive auch für ein intensiveres emotionales Lese-Erlebnis sorgen. Zwei unterschiedliche Arten eines Motivs / Themas und entsprechend unterschiedliche Möglichkeiten, damit umzugehen, werden in der sechsten Folge der […]

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Kolumbus wäre nie gesegelt

Zwei Varianten von Unkenntnis und wie sie Ihrem Roman nutzen Nachahmung, so schreibt Gerd Gigerenzer, sei eine rasch wirksame Methode, sich Fertigkeiten anzueignen und die Entwicklung voranzutreiben (alle Zitate in diesem Artikel aus: »Bauchentscheidungen«, C. Bertelsmann 2007). Beschränke sich aber jeder nur auf Nachahmung, gebe es keinen Fortschritt. Seine Folgerung: »Unkenntnis der Regeln kann die Regeln verändern.« Letzteres ist für viele Autoren sicher eine sehr verführerische Vorstellung. Warum Regeln beachten oder gar beherrschen, wenn man neue erschaffen kann – und zwar einfach ohne darüber nachzudenken, einfach, indem man […]

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Carl Coyote und der bindungsunfähige Mann

Müssen Roman-Charaktere sich verändern? Damit ein Roman überzeugt und mitreißt, muss der Leser den Eindruck gewinnen, dass die geschilderten Ereignisse bedeutsam sind. Da der Leser nicht selbst als Charakter in der Geschichte lebt, hat er keine direkte Möglichkeit, diese Bedeutsamkeit zu überprüfen. Die braucht er nicht, denn er schickt Avatare ins fiktive Geschehehen: eben die Charaktere. Ein Beispiel für eine Veränderung: Der eingangs einer Geschichte bindungsunfähige Mann wird durch die Liebe zur richtigen Frau und die Überwindung innerer Dämonen gegen Ende der Geschichte doch zu einer Bindung fähig. […]

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Der Schnürsenkel-Zwischenfall und Fellatio im Auto

Warum Unfälle und Krankheiten hochspezifisch sein sollten Heute morgen wollte ich zum Bäcker. Meine Schuhe habe ich mir erst im Hausflur angezogen. Sie aber nicht zugebunden. Das wollte ich an einem Treppenabsatz erledigen. Ich schließe die Wohnungstür und will zu besagter Treppe gehen – und es schlägt mich fast hin. Einer der langen Schnürsenkel hatte sich unter die Tür geklemmt, im Halbdunkel des Hausflurs hatte ich das nicht bemerkt. Ein bisschen mehr Energie (es war zum Glück noch vor dem Frühstück), und ich hätte mich ernsthaft verletzen können. […]

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Den Geliebten gewinnen oder ihn nicht verlieren – ein gewaltiger Unterschied

Mehr Dramatik durch negative Ziele Ein Protagonist braucht ein starkes Ziel. Es funktioniert wie ein Mechanismus, der ihn durch den Roman zieht. Stellen Sie sich das ganz bildlich als Seilwinde vor: Je stärker der Zug, desto eher fegt der durch den Roman geschleifte Held Hindernisse weg – selbst wenn er sich in dem Prozess verletzt. Das starke Ziel fungiert etwa auch bei Cliffhangern ganz klar als Winde: Es reißt den Helden nach oben vom Cliff weg zurück auf sicheren Boden. Manche Ziele sind stärker als andere. Einen spannenden […]

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Hund Rosalie ist tot, es lebe Rosalie!

Erzählbögen wie Regenbögen In Stephen Kings Roman »Insomnia« (Penguin 1994 / dt. »Schlaflos«) spielt ein streunender Hund namens Rosalie eine nicht ganz unwichtige Nebenrolle. Das arme Mädchen stirbt im Lauf der Geschichte, gewissermaßen beim Kampf für das Gute. Eine traurige Sache für den Leser. Kurz vor Schluss aber schenkt der Held seiner Geliebten ein Welpen. Und raten Sie mal, wie er diesen kleinen Hund nennt? Dieses Schließen eines Kreises oder Schlagen eines Bogens ist eine sehr schöne erzählerische Figur. Warum fühlt sich das für die Leser so gut […]

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Allein in der Höhle, die schon zu zweit unüberwindlich war

Über Aussaat und Ernte im Roman Im dritten Akt eines Romans erntet der Autor, was er zuvor gesät hat – und all diese leckeren Sachen wie Überraschungen, Enthüllungen oder Pointen reicht er seinen Lesern weiter, sehr zu ihrem Wohlgefallen. Gesät und geerntet werden kann so ziemlich alles. Etwa ein im ersten Akt beschriebenen Messer, das der Held jetzt zieht und sich damit aus seiner scheinbar hoffnungslosen Lage befreit – nur zunächst überraschend, bis der Leser sich an die Beschreibung der Waffe und ihres Verstecks im Stiefelschaft des Helden […]

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