… und wie sie Ihnen bei Ihrem Roman weiterhelfen

10. In ihrem Haus
Frankreich 2012 / Regie & Drehbuch: François Ozon

Unheimliches und erotisches Psychospiel zwischen Schüler und seinem Lehrer und dessen Frau, bei dem Realität und Wirklichkeit zunehmend verschwimmen. Die Familie eines Freundes wird zum Studienobjekt und zugleich zum Anschauungsunterricht für das Schreiben einer dramatischen Geschichte. Für Schriftsteller besonders spannend.

Lerneffekt: Fortsetzung folgt

9. Looper
USA 2012 / Regie & Drehbuch: Rian Johnson

Zeitreise-Thriller, bei der ein Killer sein Ich aus der Zukunft ermorden soll. Der Film bringt frischen Wind in Zeitreise-Storys und wird in der zweiten Hälfte zu einem gut gespielten Psychodrama. In der ersten Hälfte gibt es Spektakuläres für den SF-Fan. Nur Joseph Gordon-Lewitt irritiert in seiner Maske, die ihn wie einen jüngeren Bruce Willis aussehen lässt.

Lerneffekt: Kann man sich selbst töten und diesen Mord überleben? — So stopfen Sie Logiklöcher in Ihrem Roman

8. Moonrise Kingdom
USA 2012 / Regie: Wes Anderson; Drehbuch: Wes Anderson, Roman Coppola

Mein schrägster Film des Jahres. Im Kern geht es um einen zwölfjährigen Pfadfinder, der mit einem Mädchen durchbrennt. Die Flucht und Verfolgung durch den Rest der Pfadfindertruppe, aber auch die süßen Szenen zwischen den beiden Kids machen einfach Spaß. Wenn man einen Sinn fürs Abseitige und ein Herz hat. Der Film ist grandios besetzt, doch selbst Edward Norton als penibler Pfadfinderchef, Bill Murray, Bruce Willis (schon wieder) und Frances McDormand kommen kaum an gegen die jungen Jared Gilman und Kara Hayward.

Lerneffekt: Sie wollen Figuren schaffen, die anders sind als andere Menschen? In diesem Film finden Sie Anschauungsmaterial, wie Sie Ihren Charakteren einen besonderen Dreh verpassen.
Und: »Ich liebe dich dafür, dass du anderthalb Stunden brauchst, um ein Sandwich zu bestellen.« – Das Grundprinzip der Komödie

7. Cloud Atlas
Deutschland, USA, Hongkong, Singapur 2012 / Drehbuch & Regie: Tom Tykwer, Andrew Wachowski, Lana Wachowski

So viel Film in einem Film, historischer Roman, Kriminalposse, Liebesdrama, Science Fiction, Thriller. Viel zu viel. Unmöglich. Überwältigend. Die Romanvorlage stammt von einem der besten lebenden Roman-Autoren, David Mitchell. Die Hauptdarsteller spielen fünf, sechs Rollen, die Maskenbildner und die Tricktechniker hatten eine Menge zu tun. Ich hätte doch noch ein zweites Mal reingehen sollen, verflixt.

Lerneffekt: Beim Erzählen von Geschichten ist mehr möglich, als Sie glauben. »Cloud Atlas« zeigt, dass Mut sich auszahlt. Verstecken Sie sich nicht hinter kleinen und banalen Geschichten, wenn Sie auch eine große Geschichte erzählen können. Haben Sie Mut auch was die Form betrifft. Zumindest ein wenig. Streng chronologisch zu erzählen, ist nicht immer die beste Lösung.

6. Skyfall
Großbritannien, USA 2012 / Regie: Sam Mendes; Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade

Allein die furiose Eingangssequenz, eine Verfolgungsjagd durch Istanbul und über Istanbul hinaus, lohnt den Film. Besser wird es nicht mehr, aber trotzdem verdammt gut. Auch wenn dem Film dann doch die Tiefe fehlt – die im Titel angedeutete Rückkehr Bonds zu seiner Vergangenheit und einer großen Verletzung entpuppt sich als Luftnummer: mehr kann man bei einem Bond nicht erwarten. Für mich, der James Bond grundsätzlich nicht besonders schätze und Daniel Craig für eine Fehlbesetzung halte, der beste Bond überhaupt. Ohne das Bond-Label einfach ein perfekter Thriller.

Lerneffekt: Wenn Sie etwas vorbereiten und ihm eine Bedeutung zumessen – eine größere Bedeutung als den Titel kann es kaum geben –, ist das ein Versprechen an den Leser. Das sollten Sie tunlichst erfüllen. Wenn Ihr Roman »Die Vögel« heißt, sollten gefälligst Vögel darin eine entscheidende Rolle spielen.

[unten geht’s weiter …]
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5. Drive
USA 2011 / Regie: Nicolas Winding Refn; Drehbuch: Hossein Amini nach dem Roman von James Sallis

Das Gegenteil von Bond: richtig cool, realistisch, knallhart und dennoch berührend. Ryan Gosling spielt den (namenlosen) Driver perfekt: kalt wie flüssiger Stickstoff, doch darunter brodeln Gefühle und extreme Aggressivität, darunter schlägt ein warmes Herz.

Lerneffekt: Danke, dass Sie sich um meine Frau gekümmert haben … jetzt halt dich von ihr fern – Subtext auf mehreren Ebenen

4. End Of Watch
USA 2012 / Drehbuch & Regie: David Ayer

Ein Cop- und Buddy-Movie vom Allerfeinsten. Nicht nur die Handkamera in den meisten Einstellungen sorgt dafür. Vor allem wirkt der Film über ein Team von Streifenpolizisten in einem Problembezirk von Los Angeles inhaltlich hoch realistisch – was er auch am Ende durchzieht, sorry. Der Film heißt nicht umsonst »End Of Watch«. Regisseur Ayer findet die Balance zwischen Arbeit und Privatleben der Cops – kaum getrennt – und schafft es, dieses arg klischeegefährdete Genre neu zu beleben. Harte Szenen, die nie Selbstzweck sind und Humor, der nie billig wirkt. Und: Die Chemie der beiden Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal und Michael Peña stimmt.

Lerneffekt: Wie führen Sie Charaktere ein? Wie gestalten Sie Beziehungen zwischen Charakteren? Wie schreiben Sie einen hoch emotionalen und dennoch realistischen Schluss? Dazu demnächst in einem eigenen Artikel mehr.

3. Ziemlich beste Freunde
Frankreich 2011 / Regie & Drehbuch: Olivier Nakache, Éric Toledano

Dazu muss ich nichts mehr sagen, oder? Der erfolgreichste Film des Jahres 2012 in Deutschland. Weil er so gut ist, dass er fast jeden anspricht.

Lerneffekt: Die großen Themen und großen Gefühle und Humor in einer Situation, die so überhaupt nicht witzig ist – in der richtigen Balance und frei von Klischees erreicht diese Mischung das breitest mögliche Publikum.
Und: Ziemlich beste Stimmung – Wie Sie Veränderungen Ihrer Charaktere zeigen

2. Marvel’s The Avengers
USA 2012 / Drehbuch & Regie: Joss Whedon nach einer Story von Zak Penn

Der Film sollte eigentlich außerhalb der Konkurrenz laufen. Weil er für den Jungen in mir einen Traum erfüllt hat. Mit zehn, zwölf habe ich die Marvelcomics verschlungen, The Avengers (damals noch: Die ruhmreichen Rächer) war neben »Die Spinne« (Spiderman) und »Die fantastischen Vier« eine von drei Comicserien aus dem Marvel-Universum, die damals in Deutschland erhältlich waren.
Endlich erlaubt es die Tricktechnik, ein solches Spektakel adäquat zu verfilmen. Und, das ist das Erstaunlichste, auf eine Art, die sowohl dem Charakter des Comics entspricht, als auch einen verdammt guten Film zustande bringt. Egal, ob man als Kind »Die Rächer« gelesen hat oder nicht.
Der Film knüpft die Handlungen von »Hulk«, »Thor«, »Iron Man« und »Captain America« auf geniale Weise zusammen und bleibt doch keine Minute flach. Das ist gut und packend erzählt, hervorragend geschauspielert, dramatisch aufbereitet und kongenial umgesetzt. Ernst und hart und dennoch mit dem für Marvel typischen Augenzwinkern. Mehr und bessere Action und Effekte gab es 2012 nicht. Roll over, Batman.

Lerneffekt: Wie gestalten und wie balancieren Sie ein Ensemble aus Figuren?
Und: »Ich habe eine Armee!« – »Wir haben einen Hulk.« Warum Sie wissen sollten, wer Ihr Held ist / wer Ihre Helden sind

1. The Artist
Frankreich 2011 / Drehbuch & Regie: Michel Hazanavicius

Ein Stummfilm. Über einen Stummfilmstar. Komisch und herzzerreißend und wunderbar. Ich hatte fast eineinhalb Stunden ein Dauergrinsen im Gesicht. Anschließend Muskelkater. Den Oscar für den besten Film hat »The Artist« sich verdient. Ein einmaliger Film. Nicht vorstellbar, dass 2013 irgendein Film auch nur in die Nähe dieses grandiosen Werbefilms fürs Kino und für die Liebe kommt.

Lerneffekt: (ohne Worte) – Was ein Stummfilm Sie über Ihren Roman lehrt
Und: Wie der blasse Typ an Tisch 7 die Göttin bezaubert – Ein schmutziger Trick des Schriftstellergewerbes

Und dann waren da noch …

Enttäuschungen des Jahres: Bourne 4, Prometheus, Silent Hill: Revelation
Und was fanden bloß alle an dem unlogischen, dramaturgisch misslungenen, unfreiwillig komischen und banalen »The Dark Knight Rises« so toll? Klar, der Film hatte schon was, war nicht schlecht. Aber eben weit davon entfernt, ein großer Film zu sein. Nicht mal Catwoman war besonders sexy.

Positive Überraschungen: »The Cabin In The Woods«, »Titanic 3-D«

Sonderpreis für »Der Hobbit« für das wunderbare Spektakel und für »The Amazing Spiderman«, der das Franchise mit einem gelungenen, wenngleich überflüssigen Film wieder neu angeschoben hat.

Was waren Ihre Lieblingsfilme 2012?

SW

(C) Stephan Waldscheidt 2012

PS: Ihnen wünsche ich ein schreiberisch erfolgreiches 2013.

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??? Meine Frage an Sie: Was waren Ihre Lieblingsfilme 2012? Und warum? Ich bin gespannt auf Ihre Antwort — bitte hier als Kommentar …

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