Hinter vielen Allerweltsweisheiten und ebenso hinter Schreibweisheiten, tatsächlichen und vermeintlichen, steckt meist (immer?) eine andere Wahrheit oder zumindest eine Ursache.

Manchmal hilft es ungemein, wenn man solche Dinge hinterfragt. Nicht selten nämlich werden sie dann klarer und man kann etwas mit ihnen anfangen. Eben mit ihnen arbeiten.

Vor ein paar Tagen ist mir klar geworden — eine eher banale Erkenntnis, aber dennoch interessant für mich –, was tatsächlich damit gemeint ist: Man solle über die Dinge schreiben, mit denen man sich auskennt. Ein Lehrer schreibt übers Lehren, ein Stahlarbeiter übers Stahlkochen und ein Marketingmensch über Werbefuzzis.

Aber woran erkennt man denn, dass jemand sich bei einem Thema auskennt? Genau: an den spezifischen und ungewöhnlichen Details, Dingen eben, die der Normalbürger nicht weiß.
So habe ich bei einem Gutachten erfahren, dass Frisörstühle Namen haben, diese hatten weibliche und männliche Vornamen (ja, es gibt Karl, aber auch Macho und Tiger). Eigentlich logisch. Gedanken habe ich mir darüber nie gemacht. Überzeugt hat mich die Sache sofort von der Expertise des Autors, was den Beruf seiner Romanfigur betrifft.

Spezifische Details überzeugen. Details überzeugen, die der Normalbüger nicht kennt.

Man muss kein Frisör sein, um überzeugend über Frisöre zu schreiben, kein Marketingmensch, um Werbefuzzis darzustellen. Alles, was man braucht, sind echte, sehr spezifische und eben nicht ausgelutschte Details (wie etwa, dass jemand eine Ray Ban Sonnenbrille trägt. Man muss kein Optiker sein, um so etwas zu schreiben).

Jetzt weiß ich einen Grund mehr, warum spezifische Details so wichtig, ja, entscheidend für einen guten Roman sind.