Keine Sorge, ich meine nicht die Rolle des Autors 😉 Zu viele Filme jedoch vermasseln dem Zuschauer durch den falschen Mann, die falsche Frau in einer Schlüsselposition des Ensembles das Filmerlebnis.

Epische Fehlbesetzungen der jüngeren Zeit sind etwa Jennifer Lawrence als Mystique in den X-Men-Filmen und als Katniss in den Tributen von Panem. So gut Lawrence als Schauspielerin ist, so schlecht ausgeprägt ist ihr Körpergefühl. Bei den Hungerspielen zeigt sie, obwohl ihre Rolle eine sportive Amazone verlangt, sehr oft, wie ungeschickt sie sich im Wald bewegt und dass sie überhaupt nicht rennen kann. Rennen kann übrigens auch John Boyega nicht, wie er als Finn in Star Wars: Die letzten Jedi wenig eindrucksvoll bestätigt. Und Lawrence muss als Mystique sogar eine Superfrau spielen, die die Verkörperung von fließender Beweglichkeit sein soll (und es in den X-Men-Filmen mit Rebecca Romijn (siehe Foto) auch war).

Sie haben als Autor Glück. Niemand wird Ihre Charaktere rennen sehen. Doch was häufig passiert: Der Charakter erscheint dem Leser nicht so, wie er vom Autor aus gedacht ist. Einer der wichtigsten Übeltäter ist dabei die Sprache. Ein Ich-Erzähler, der nicht zum Punkt kommt, Abtönpartikel verwendet und statische sowie schwache Verben wird beim Leser nicht als selbstbewusster und redegewandter Actionheld ankommen.

Manchmal sind es auch Handlungen, die eine Figur beschädigen und wie eine Fehlbesetzung wirken lassen. So geschehen in einem Roman eines deutschen Bestsellerautors. Darin wird der reichste und mächtigste Mann der Welt vorgestellt, der auch arrogant und fies sein soll. Der Autor hätte gerne, dass der Mann so beim Leser ankommt. Dann aber, in einer Szene, die für mich der entscheidende Grund war, das Buch wegzulegen, betritt der Supermann ein Firmengebäude. Und eine niedrigrangige Assistentin will ihm die Tasche abnehmen. Er aber erklärt ihr, wieso sie das nicht tun soll, und hält die Tasche noch dazu an seine Brust wie ein Siebenjähriger, dem der Pausenrüpel das Bio-Butterbrot klauen will. Ein supermächtiger Mann würde stattdessen nur eins tun: Die Assistentin ignorieren wie eine Ameise und einfach weitergehen.

Achten Sie also darauf, ob gerade bei Ihren wichtigen Charakteren Anspruch und Wirklichkeit übereinstimmen. Treten Sie ab und an mal einen Schritt zurück und fragen Sie sich, wie diese oder jene Tat oder Aussage beim Leser ankommen muss.
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Welche Fehlbesetzungen in Romen oder Filmen fallen Ihnen noch ein?