Gestern habe ich mal wieder das erlebt, was viele Autoren sehr bequem als „Schreibblockade“ bezeichen, was aber tatsächlich etwas ganz anderes ist. (Bequem deshalb, weil eine Blockade ja von außen kommt, man also selbst weder etwas dafür kann, noch es aus eigener Kraft bewältigt bekommt.)

In einer Szene aus der Perspektive des Gegenspielers meines Protagonisten langweilte der Bösewicht mich ziemlich. Seine bissigen Kommentare, seine gehässige Art, über andere Leute herzuziehen, all das war einfach nur … unangenehm und wenig unterhaltsam. Die Szene schrieb sich zäh.

Irgendwann hatte ich genug von dem Typen. Nein, keine Sorge, er lebt noch 🙂 Die naheliegende Lösung bei einem Bösewicht: Mach ihn noch böser, lass ihn noch schlimmere Dinge sagen, denken, fühlen, planen.
Womit wir den typischen Zweiter-Teil-Effekt hätten: mehr und größere Katastrophen, mehr Special Effects, mehr witzige Einzeiler, einfach mehr Mehr.
Wie wir alle wissen, funktionieren solche zweite Teile von Filmen oder Romanen in den meisten Fällen nicht.

Auch wenn der Spruch ein Klischee ist: In manchen Fällen ist weniger tatsächlich mehr.
Ich habe meinen Bösewicht interessanter gemacht, indem ich ihn … weniger böse gemacht habe: freundlicher, positiver, indem ich ihm Selbstzweifel gegeben habe und sogar zuließ, dass er sich eine Schuld eingestand.

Kaum geschehen, kehrte meine Motivation zurück, die Szene schrieb sich leichter und wurde so was von besser.

Ich freue mich schon auf die nächste Szene, die ich aus seiner Persepektive erzählen darf.