„Dass es so viel brave, falbe, biedere, staubige, teigige, dröge, pellkartoffelige, also: so viel schlechte Literatur gibt, liegt nicht an Frauen – weder an denen, die da sind, noch an denen, die fehlen. Es liegt daran, dass manche Leute schreiben können. Und sehr viele eben nicht.“ So Mara Delius in einer „Polemik“ der WELT.

Einverstanden. Aber die Folgerung?

„Wieso die dann trotzdem in Massen verlegt, gedruckt und gefeiert werden und andere, bessere im Hintergrund verschwinden lassen? Der Verdacht: Es liegt an fehlendem Gespür für Form, Haltung, an mangelnder Geistesschärfe, kurzum: an ästhetischem Theoriebewusstsein.“

Dass fehlendes „ästhetisches Theoriebewusstseins“ als Grund für die schlechten Bücher ausgemacht wird, ist vielsagend und verstärkt nur den Eindruck eines sich in blinder Eigenliebe suhlenden Literaturbetriebs, der schon lange nicht mehr zum Blick über den Trogrand in der Lage ist oder dazu, einen Roman nach Kriterien zu beurteilen, die den meisten, auch anspruchsvollen, Lesern wichtig sind: Verschafft der Roman mir ein emotional intensives Leseerlebnis? Finde ich mich in den Roman in irgendeiner Form wieder? Kann der Roman mich vielleicht sogar ein wenig (zum Besseren) verändern?

Schreiben Sie bitte weiter Ihre guten Romane ohne jedes ästhetische Theoriebewusstsein.

Der Artikel von Mara Delius „Warum der Literaturbetrieb die falschen Männer hat“:
https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article163201708/Warum-der-Literaturbetrieb-die-falschen-Maenner-hat.html