Einer meiner liebsten Thrillerautoren ist Robert Crais, den ich erst kürzlich entdeckt habe.

In seinem Thriller „Hostage — Entführt“ demonstriert er, wie Sie Ihren Protagonisten immer weiter und tiefer in die Bredouille bringen können.
1. Der Ermittler Talley soll als Verhandler eine Geiselnahme beenden.
Das ist schon mal ein sehr starker Konflikt.
Crais gibt sich damit nicht zufrieden, o nein, lange nicht. Er häuft mehr und mehr Druck auf den Protagonisten Talley und erzeugt so mehr und mehr Spannung.
2. Talley ist von seinem letzten Einsatz als Verhandler traumatisiert, so sehr, dass er sich versetzen ließ und sich seither auch von seiner Frau weiter und weiter entfernt.
3. Das Wohnhaus, wo sich die Geiselnehmer verschanzen, gehört nicht einfach irgendjemandem — sondern einem Buchhalter der Mafia.
4. Die Geiselnehmer sind nicht nur irgendwelche Kleinkriminellen — einer von ihnen entpuppt sich als gesuchter Psychopath und Serienmörder.
5. Die Mafia will dafür sorgen, dass wichtige Unterlagen nicht in die Hände der Polizei fallen. Sie hat die Polizei unterwandert und schickt Leute, die das Haus stürmen wollen.
6. Die Mafia nimmt Talleys Frau und Tochter als Geiseln und erpresst ihn damit.
7. Die lokale Mafia will den Buchhalter töten.
8. Der Oberboss der Mafia aus New York mischt sich ebenfalls noch in den Fall ein.

Auch Sie können in Ihrem Roman noch eine Menge mehr Druck auf Ihren Protagonisten aufbauen. Gehen Sie dabei vor wie Crais und suchen
Sie an allen Ecken und Enden nach Stellschrauben. Ich wette, Sie werden einige finden.
Je mehr solcher Schrauben Sie finden und festdrehen, desto besser wird Ihr Roman — und desto einzigartiger. Auch das zeigt der Thriller von Crais. Ich habe schon häufiger über Geiselnahmen gelesen. Aber noch nie über eine, in der so viel Konflikte steckten.

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PS: Ein Blick in die Bibliografie von Crais zeigt, wie gut wir Romanautoren es doch haben, zumindest was die Chancen darauf betrifft, unsere Werke tatsächlich einmal vollendet, also in Buchform, zu sehen. Crais hat seine Karriere als Drehbuchautor begonnen, unter anderem für Serien wie »Quincy« oder »Cagney & Lacey«. Er hat auch die Drehbücher zu Pilotfilmen für neue TV-Serien geschrieben. Von neunzehn Drehbüchern wurden nur zwei verfilmt – und nur einer der beiden Filme schaffte es tatsächlich, gesendet zu werden. Und all das, obwohl Crais da schon ein erfolgreicher Drehbuchautor war!
Was die Drehbuchautoren uns Romanautoren voraushaben: Sie werden auch dann bezahlt, wenn das fertige Produkt, in ihrem Fall der Film, nicht erscheint (sofern es eine Auftragsarbeit war).